Revolution

Donnerstag, 18. Oktober 2008

Immer wieder nehme ich mir vor, mich hier etwas öfter zu Wort zu melden, und immer wieder wird es dann sogar noch weniger als zuvor. Eine Ursache dafür ist der regelmäßig zu beobachtende Effekt, daß entweder wirklich nichts Interessantes passiert – oder dann gleich soviel, daß ich keine Zeit mehr finde, um darüber zu berichten. Zudem habe ich hier ja Anfang letzten Jahres wieder Mehrsprachigkeit (mit Englisch und Französisch) eingeführt, so daß jeder neue Beitrag gleich noch zwei Übersetzungen erfordert; gleichzeitig lockt in solchen Fällen Flickr mit der Möglichkeit, einfach schnell ein Bild zum Thema hochzuladen und ggf. mit ein paar Zeilen (nur auf englisch) zu erläuteren. (Umgekehrt ausgedrückt: Wer jederzeit auf dem allerneusten Stand in bezug auf von mir geäußerte Belanglosigkeiten sein will und womöglich gar noch ein bißchen Englisch lesen kann, sollte unbedingt mindestens täglich meine Flickr-Seite anschauen.)

In den letzten Wochen fielen unter anderem meine Vorbereitungen für die Diplomprüfungen, der in weiten Teilen äußerst unterhaltsame Wahlkampf zur bayerischen Landtags- und Bezirksratswahl (die am vergangenen Sonntag stattfand), und der spektakuläre Zusammenbruch einiger Finanzunternehmen zusammen. Letzterer verleitete ja den Präsidentschaftskandidaten der dortigen Republikaner (dessen Umfragewerte gerade nicht so toll aussahen, weil sein demokratischer Mitbewerber bei vielen Amerikanern als in Wirtschaftsdingen deutlich kompetenter gilt) dazu, seinen Wahlkampf zu »unterbrechen«, um sich um dieses wichtige Problem zu kümmern. Damit fand er einerseits zahlreiche Nachahmer im gemeinen Volk, die sofort begannen, irgendetwas (z. B. ihre Arbeit) zugunsten wichtigerer Dinge (z. B. ebenfalls der Rettung der amerikanischen Wirtschaft, mittels Konsum alkoholischer Getränke) zu unterbrechen. Andererseits stieß er auch auf Kritik – beispielsweise bei David Letterman, bei dem er einen Gastauftritt kurzfristig absagte, eben weil er jetzt sofort unverzüglich nach Washington fliegen müsse wegen der Wirtschaft. Blöd nur, daß Letterman dann beim Aufzeichnen seiner Sendung mittels hauseigener Übertragung feststellte, daß McCain gerade gar nicht im Flugzeug saß, sondern nebenan im Nachrichtenstudio, wo eine Visagistin ihn für ein Interview mit Katie Couric in den CBS-Abendnachrichten vorbereitete. Ganz zu schweigen von seiner Kollegin Sarah Palin, die kürzlich allen Ernstes die geographische Nähe Alaskas zu Rußland als Beweis für ihre außenpolitische Kompetenz nannte.

Dazu kam bis Ende September hier in Bayern eben der eingangs erwähnte Wahlkampf, den ich zwar fast nur auf der Straße (d. h. durch Betrachten der dort aufgestellten Plakate) beobachtet habe, aber das war schon bei weitem lustig genug. Die – übers ganze Spektrum von links bis rechts – teilweise sehr grotesken Aussagen wurden, wie es sich für einen richtigen Wahlkampf gehört, oft genug durch anonyme Änderungen noch weiter verfeinert. Für alle Nichtbayern sowie für die Nachwelt habe ich einige meiner Favoriten photographisch dokumentiert.

Das Wahlergebnis ist ja inzwischen bekannt – die CSU hat (zum ersten Mal seit 1966) die absolute Mehrheit verloren und liegt jetzt »nur« noch bei 43 Prozent. Das ist immer noch einer der höchsten Anteile bei aktuellen deutschen Landtagswahlen, aber trotzdem rollen jetzt die Köpfe, und die Zeitungen titeln »CSUntergang« und »CSUnami«.

Grandios auch das plötzliche Ableben des Kärntner Rechtspopulisten, der spät in der Nacht im Vollrausch bei mehr als dem Doppelten der erlaubten Höchstgeschwindigkeit innerorts die Kontrolle über seinen Oberklassewagen verlor, vom rechten Weg nach rechts abkam und an einem Betonpfeiler endete. Immerhin war er konsequent – der Fahrerlaubnisentzug, auf den er bei anderen Schnellfahrern bereits gepocht hatte, fand in seinem Fall dann besonders schnell und nachhaltig statt. (Ja, ich weiß, de mortuis nil nisi bene, aber in solchen Fällen muß eine Ausnahme einfach erlaubt sein.)