Die Enthauptung des Raubmörders Joseph Frei

Am 1. April 1848 wurde bei Tettnang zum letzten Mal eine öffentliche Hinrichtung durchgeführt. Verurteilt war der Schreinermeister Joseph Frei, der seinen erst kurz zuvor zur Arbeit eingestellten Gesellen Carl Rimmele erschlagen hatte, um an dessen Ersparnisse in Höhe von 30 Gulden zu kommen.

Zu diesem Anlaß gab damals der Verlag von Johann Thomas Stettner aus Lindau eine etwa zehn Seiten lange Schrift heraus, die im ersten Teil aus einer Beschreibung des Geschehenen und im zweiten aus der Rede bestand, mit der der zuständige Geistliche, Kaplan Georg Pfahler, nach der Hinrichtung seine Schäfchen unter dem blutigen Eindruck der Hinrichtung zu einem frommen und ordentlichen Lebenswandel mahnte.

Eine Kopie eines Exemplars dieser Schrift gelangte im Jahre 2005 in meine Hände; da ich im Lesen schlecht gesetzter und noch schlechter kopierter Textwüsten aus Frakturschrift mit zu langen Zeilen und Absätzen und minimalem Zeilenabstand nicht sehr viel schneller bin als im Zehnfingerschreiben auf der Tastatur, beschloß ich, den Text während der Lektüre einfach abzutippen.

Damit das Lesen eventuellen Interessierten nennenswert leichter fällt, habe ich die Absätze, die sich teilweise über mehr als eine Seite ausdehnten, an einigen mir passenden Stellen unterteilt und außerdem noch ein paar Zwischenüberschriften eingefügt. Die ursprüngliche Absatzaufteilung habe ich durch das Zeichen ¶ gekennzeichnet; wenn man sich also alle anderen Absätze sowie alle Zwischenüberschriften wegdenkt, hat man – bis auf eventuelle Tippfehler – wieder den Originaltext.

Nun aber zur eigentlichen Lektüre:

Ein Leser dieser Seiten ließ mir im Februar 2008 eine schöne Anekdote zukommen, die ich mit seiner freundlichen Genehmigung hier wiedergebe:

Als Kind besuchte ich Ende der 50er Jahre öfters meine damals schon sehr betagte Patentante, die mir wiederum aus früheren Erzählungen über die letzte Hinrichtung in Tettnang berichtete. Danach war zur Hinrichtung tatsächlich viel Volk zusammengeströmt und bestieg teilweise umstehende Bäume, um besser der Exekution folgen zu können. Plötzlich habe es einen lauten Krach gegeben und ein Ast mit den darauf befindlichen Personen sei heruntergebrochen, worauf viele den Blick dorthin richteten. Genau in diesem Moment habe der Scharfrichter das Schwert geführt und so sei vielen genau der Moment der Enthauptung entgangen.